Die Gämse die ein Rind war

"Gemshorn? Ist das eines dieser Blechblasinstrumente?", mögen Sie sich gefragt haben. "Oder verkaufen die tatsächlich Gämshörner?" Die Antwort lautet: "Ja, wir verkaufen tatsächlich Gämshörner!" Oder zumindest fast, denn bei Gemshörnern handelt es sich um gedackte Flöten, also um Okarinas, die aus Kuhhörnern gefertigt werden - und zwar aus echten. Deswegen gleicht auch kein Instrument dem anderen, sondern ist ein echtes Unikat. Wir haben versucht, die Rinder dazu zu bewegen, einheitliche Hörner zu produzieren, aber das wollte nicht so recht hinhauen.

"Warum nennen sie sich denn Gemshorn, wenn sie doch auch Kuhhörnern gemacht sind?" Das ist eine gute Frage. Genau ist das nicht bekannt, denn auch historisch wurden Gemshörner meist, wie Funde und zeitgenössische Abbildungen belegen, aus den Hörnern von Rindern oder sogar aus Ton  gebaut. Im Prinzip steht der Verwendung von tatsächlichen Gämshörnern nichts im Wege, da jedes Tierhorn verwendet werden kann, das groß genug ist. Es mag an der Verbreitung im Alpenraum liegen, wo das Instrument vor allem im 15. Jahrhundert (möglicherweise viel von Schäfern) gespielt wurde, bevor es Ende des 16. Jahrhunderts von der Bildfläche verschwand. Überlebt hat das Gemshorn als Bestandteil des Orgelregisters mit demselben Namen, welches den Gemshörnern klanglich nachempfunden ist.

Bau- und Spielweise

Ein Gemshorn besteht aus einem Horn, welches je nach gewünschter Tonlage vom unteren Ende her gekürzt wird, so dass die Spitze erhalten bleibt. Die Öffnung wird bis auf einen schmalen Spalt zum Anblasen mit Holz oder Ton versiegelt. Moderne Bauten erhalten zum Anblasen häufig auch einen Schnabel aus Holz oder Ton, den historischen Abbildungen entspricht dies jedoch nicht. Die Grifflöcher sowie das Labium werden direkt in das Horn gebohrt.

Gegriffen wird ein Gemshorn in Blockflötengriffweise und wird meist in den Stimmungen C/F gebaut, kann jedoch nicht überblasen werden. Der Tonumfang ist somit stark eingeschränkt. Das liegt an der geschlossenen Bauweise, welche den Vorteil des warmen Klanges mitsichbringt. Außerdem können so auch Instrumente in sehr tiefer Tonlage gebaut werden, was wiederum ein breites Ensemble an Gemshörnern ermöglicht.

 

 

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